Wo Prinzessin Isabelle Königin Elisabeth empfing

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In einem der majestätischsten Patrizierpaläste der Welt, der eine Galerie besitzt, die den großartigen Sälen von Versailles um nichts nachsteht, erhalten die Fürsten Colonna das Appartamento der Prinzessin Isabelle in genau dem Zustand, in dem es sich zu ihren Lebzeiten befand.

In diesem Appartamento finden Sie dieselbe behagliche Atmosphäre wieder, dieselbe Pflege im Detail und die Sorgfalt, die Familienfotos nicht umzustellen, und außerdem die berühmte Sammlung, die siebenunddreißig Veduten von Vanvitelli umfasst.

Und dies ist nicht das einzige Primat dieser Räume, die im Erdgeschoss des Palasts liegen, der auf den Fundamenten des antiken Serapis-Tempel erbaut wurde.

Eine der wenigen Spuren dieses römischen Heiligtums ist ein Krokodil aus Porphyr, das den Besucher am Eingang zu der Flucht von Sälen empfängt, in denen sich berühmte Künstler wie Pinturicchio, Pomarancio und Cavalier Tempesta aneinanderreihen.

Der Fußboden des Appartamento ist nur teilweise der ursprüngliche “nach venezianischer Art“, wie er sich im Brunnensaal erhalten hat. In allen anderen Räumen hat die Prinzessin nämlich den früheren Fußbodenbelag durch glänzenden orientalischen Marmor ersetzt, wozu sie vielleicht ihre libanesische Herkunft inspirierte.

Isabelle Colonna, geborene Sursock – eine Familie byzantinischen Ursprungs, die seit dem 17. Jahrhundert im Libanon ansässig war –, verliebte sich in Prinz Marcantonio, der sie nach Italien brachte, wo sie sich in der Zeit von Mussolinis Aufstieg mit Erfolg in die römische Gesellschaft einzuführen verstand.

“Eine große Hofdame, intelligent, gebildet, konservativ in reinstem und konsequentestem Sinn, die sich nach dem Fall der Monarchie in der Rolle einer ‘Ersatzkönigin‘ für Maria Josè wiederfand und königliche Empfänge gab, zu denen allein gekrönte Häupter und unter Bürgerlichen nur Finanziers und Bankiers zugelassen waren, vorausgesetzt natürlich, sie waren nicht geschieden“ (so erinnerte Laura Laurenzi anlässlich ihrer Beisetzung in der Zeitung ‘La Repubblica‘ vom 18. November 1984 an sie).

In den letzten Lebensjahren hatte sich ihr Appartamento in ein Schatzkästchen verwandelt, das sie nur ihren intimsten Freunden zeigen mochte.

An der Wand sieht man noch den Baldachin mit dem Symbol der Familie, in der Zimmermitte steht die Konsole aus vergoldetem Holz, deren gefesselte Türken an die berühmte Seeschlacht von Lepanto 1571 erinnern, in der Marcantonio Colonna der drohenden muselmanischen Invasion Einhalt gebot.

Eines der seltensten Stücke ist die bemalte Nachtuhr, die im Brunnensaal zwischen zwei altmodischen Kästen aufbewahrt wird: ein lautloser Mechanismus in ihrem Innern bewegt die durch eine Kerze von hinten beleuchteten Zahlen.

Etwas weiter erinnert ein seltsamer Doppeldiwan, den die Experten “Vertraulichkeit“ nennen, an die zahlreichen Begegnungen, die in mehr als sechshundert Jahren innerhalb dieser Mauern wohl stattgefunden haben.

Diese Räume durchweht noch ein Hauch der Gegenwart zweier weiterer berühmter Frauen der Familie: Maria Mancini, von der ein Bildnis von Simon Vouet, Maler am Hofe Ludwigs XIV. von Frankreich, aufbewahrt wird, und Olimpia Pamphilj, die an die Decken der ersten Räume des Appartamento gemalte Tauben mit dem Olivenzweig heraufbeschwören.

Die erste, eine Nichte des mächtigen Kardinals Mazarin, berichtete in ihren Tagebüchern von den Begebenheiten ihrer unglücklichen Beziehung mit Lorenzo Onofrio Colonna, vor dem sie geflohen war. Um ihre Rückkehr nach Rom zu erreichen, verschloss er ihr die Türen zu allen Salons in Europa.

Das traurige Ende einer Beziehung, die unter den besten Vorzeichen begonnen hatte, wie das von Giacinto Gimignani stammende Deckengemälde zeigt, in dem man der Begegnung einer antiken Säule mit einem Fischpaar, dem Wappensymbol der Mancini, beiwohnt.

Und doch müssen Lorenzo Onofrio und Maria eine Zeitlang glücklich gewesen sein: Maratta und Dughet haben sie sogar als Venus und Paris dargestellt, als die sie sich häufig auf den berühmten Kostümbällen gezeigt hatten, die sie gern veranstalteten.

An der Wand neben ihrem Doppelbildnis “im Kostüm“ hat Jan Brueghel der Ältere neun kleine fantastische Landschaften hinterlassen, die er auf Kupfer malte, um die Wärme der Rot- und die kristallene Klarheit der Blautöne zu unterstreichen.

Nur ein weiterer Schatz unter den vielen in dieser Residenz verborgenen Schätzen, der offenbart, wie oft man unbeschwert mit absoluten Meisterwerken zusammen leben kann.

Aus dem Buch von COSTANTINO D’ORAZIO

“Die Schlüssel zu 99 geheimen Orten in Rom“

Palombi Editore – 2010